Alpin Notruf: 140

Am 21. Oktober traf sich die Jugendgruppe der Ortsstelle Reichenau bereits zum zweiten Mal im Oktober. Und es sollte ein absolutes Highlight für die Kinder und Jugendlichen werden. Aufgrund der mittlerweile großen Anzahl an Jugendbergretterinnen und -bergrettern wurde der Nachwuchs in zwei Gruppen geteilt und ein auf ihr Können abgestimmtes Programm erstellt.

Am frühen Morgen traf sich noch die gesamte Gruppe, der Ablauf wurde erklärt und im Anschluss in den jeweiligen Gruppen zusammengefunden.

Für die eine Gruppe mit sechs Kids ging es zum Techniktraining in die Kletterhalle nach Mitterdorf in der Steiermark. Begleitet von drei Bergretter:innen konnten die Jugendlichen diverse Routen (Toprope, Vorstieg, Bouldern) in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden (bis 6) klettern. Die Couches gaben Tipps, Tricks und diverse Anweisungen, sodass alle ihren ganz persönlichen Erfolg feiern und viel Spaß erleben konnten. Zwischendurch standen auch diverse Gruppenspiele und eine Stärkung am Programm. Am mittleren Nachmittag ging es ausgepowert aber zufrieden zurück nach Niederösterreich.

Die zweite Gruppe, ebenfalls aus 6 Kindern bestehend, ging es an den Klettersteigklassiker schlechthin auf der Rax. Der Hans-von-Haidsteig (im Schwierigkeitsgrad C/D) sollte es werden. Begleitet von 5 erfahrenen Bergretter:innen ging noch vor 9 Uhr los. Bereits im Aufstieg war die Aufgregung des Nachwuchses spürbar. Unterhalb des Einstiegs wurde die Ausrüstung (Helm zuerst!) angelegt, der Partnercheck durchgeführt und dann konnte es losgehen.

Die steile Einstiegswand (B/C) steigerte die Motivation der Gruppe und alle meisterten diese problemlos. Nach einem kurzen Schuttfeld folgte der erste von zwei, für den Haidsteig typischen Steigbäume. Mit Hilfe dieser ca 20m langen Leiter (B/C) wird eine senkrechte Wand überwunden. Eine Mutprobe, die für alle kein Problem war. Im Anschluss zu einer Querung folgt die erste, plattige und luftige B/C-Stelle und schließlich noch eine Leiter (C) vor dem nächsten Schuttfeld. Auf diesem wurde eine erste Trinkpause eingelegt und abgeklärt, wie sich die Kids fühlten und ob sie sich den weiteren Aufstieg zutrauen würden. Alle bejahten dies und so ging es bald weiter und der zweite, frei stehende Steigbaum (B/C) war zu bezwingen. Die Kids kletterten so, als ob sie schon seit Jahren auf Klettersteigen dieser Kategorie & Länge unterwegs wären.

Es ging weiter in den großen Kessel und dann wartete auch bereits die Schlüsselstelle des Haidsteigs, der Kamin. Die Schwierigkeit reicht hier bis D, dazu ist es sehr „speckig“, dh abgegriffen und somit rutschig an den senkrechten Wänden. Die Jugendbergretter kletterten gekonnt durch diese enge, kühle, spektakuläre Stelle und erreichten kurze Zeit später die schwarze Madonna auf 1585m Seehöhe. Hier legten wir wieder eine Pause zur Stärkung ein. Auch ließen wir schnellere Klettersteiggeher passieren, die im nicht versicherten Teil (bis SG 1-) nach der Madonna dann unvorsichtig stiegen und immer wieder Steinschlag auslösten.

Wir warteten, bis diese Personen den Bereich verlassen hatten und begannen im Anschluss mit dem weiteren Aufstieg. Dazu nahmen die Bergretter:innen jeweils einen Jugendbergretter ans kurze Seil, wobei dei beiden größten gemeinsam mit einem Bergretter aufstiegen. Nach wenigen Höhenmeter war der letzte Abschnitt des Klettersteigs erreich, die Schlüsselstellen lagen bereits hinteruns, dh ab sofort konnten die Kinder die letzten Meter in vollen Zügen genießen. Sie hängten sich wieder mit dem Klettersteigset ins Fixseil, erst danach durften sie sich aus dem Kurzseil ausbinden. Und gemeinsam ging es über ausgesetzte und spektakuläre B-Stellen zum Ausstieg auf knapp 1750m Seehöhe. Der legendäre Haidsteig war von allen Kindern im Alter von 8-13 Jahren bezwungen. Eine großartige Leistung. Und ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten.

Mit einem „Berg heil“ wurde ein Erinnerungsfoto geschossen und nach einer kurzen Rast in der warmen Herbstsonne ging es weiter zur Neuen Seehütte, wo uns die beiden Hüttenwarte Lars und Gerhard mit Speis und Trank empfangen.

Gestärkt ging es dann über den Göbl-Kühnsteig in Richtung Waxriegelhaus und Griesleiten, von wo die Jugend und ihre fünf Begleitpersonen vom Bergrettungsfahrzeug abgeholt wurden und es zurück in die Bergrettungszentrale nach Reichenau an der Rax ging.

Ein großer Dank gebührt unseren aktiven Bergretterinnen und Bergrettern, die immer wieder sehr gerne unsere Jugendleiter Ben und Mike unterstützen und solche Aktivitäten wie am Haidsteig, im Klettergarten oder dem Besuch beim C3 erst möglich machen. Das schönste Feedback geben die Mitglieder der Jugendgruppe, wenn ihre Augen strahlen, neue Erlebnisse und (persönliche) Erfolge schaffen und als Gruppe immer mehr zusammenwachsen und sich gegenseitig unterstützen.

Wir sind gespannt, welche Abenteuer, Erfolge, Enttäuschungen aber auch Erfahrungen in der Zukunft noch auf unseren Nachwuchs warten. Wir sind sicher, dass sie diese als Team großartig meistern werden.

 

 

 

 

 

 

 

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